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zwei jenseits der Tiefebenen aufsteigende Hochgebirge (das Kettengebirge
der Pyrenäen und das südliche Küstengebirge).
a) Das iberische Tafelland, durchschnittlich 7—800 m hoch, senkt sich
nach W. dem Oeean zu. (Vergl. die Richtuug der Flußläufe!) Es fällt im
N., No. und S. in drei Randgebirgen zum Oeean (Golf von Biseaya), zum
Ebrobeckeu und zur Tiefebene des Guadalquivir ab. Ein von W. nach No.
laufendes Centralgebirge, das eastilifche Scheidegebirge, teilt das Tafel-
laud in zwei Hochflächen, die nördliche alteastilische und die südliche neu-
eastilische Hochebene. Das Centralgebirge besteht aus vier Gebirgsgruppeu,
der (Sierra*) de Estrella, Sierra de Gata, Sierra de Gredos und Sierra
de Gnadarrama, die durch Hochplateaus oder Thäler von einander getrennt
sind; nur hier fiuden sich Waldungen, Seen und forellenreiche Bergwasser. —
Die Flüsse des Tafellandes, der Duero (port. Douro), Tajo (port. Tejo)
und die Guadiaua mit ihren Nebenflüssen schneiden so tief in die Hochfläche
ein, daß ihre Ufer von unten gesehen Gebirgen gleichen. Während eines großen
Teils des Jahres sind die großen Flüsse wasserarm, die kleinen wasserlos. In
engen tiefen Thälern stürzen sie, zum Teil in Stromschnellen, über die Ränder
des Tafellandes dem Oeean zu, so daß sie weder als Wasserstraßen den Zugang
zum Innern öffnen noch als Bewässerungskanäle für die trockenen Hochflächen
dienen können. Die alteastilische Hochebene, regenarm und baumlos, gleicht
im Spätsommer nach beendeter Ernte einer sonnenverbrannten Steppe; von
ihr gilt das Sprichwort: Eine Lerche, die über Castilien hinfliegen will, muß
sich ihr Futter mitnehmen. Auch die neneastilische Hochebene, im 0. als
la Mancha (mantscha) bekannt, leidet an Dürre und wird im Sommer zur
weiten flachen Steppe, in der die Flüsse alsdann stehende Sümpfe bilden. In
ihrer Mitte erheben sich die Berge von Toledo, die das Tajobecken vom
Gnadianabecken trennen.
b) Das nördliche Randgebirge reicht vom Kap Finifterre (— Lands-
end) bis zur Bidaffoa, dem Grenzflüßchen gegen Frankreich. Es besteht ini
W. aus dem ausgedehnten, südwärts bis zum Duero reichenden galizischen
Berg lande, das von meist granitnen, regellosen Bergketten erfüllt und von
tiefen Thälern durchrissen ist. Nach N. und W. besitzt es eine fjordenreiche
Steilküste und verliert sich nach 80. allmählich ins Tafelland. Der Minho
(minjo) entwässert es. Die östliche Fortsetzung, das eantabrische Gebirge,
erhebt sich in den Picos de Europa, einem alpenähnlichen Berglande, fast bis
zur Höhe des Watzmann. Daran schließt sich das baskische Bergland, durch
die Natur in hohem Maße begünstigt. „Reich an sommergrünen Wäldern von
Eichen, Buchen und Edelkastanien, mit rauschenden, oft Wasserfälle bildenden
*) Sierra, Port. Terra — Säge — zackiges Gebirge.
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TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile]]
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der geistige Mittelpunkt Spaniens. Kanalverbindung mit dem Tajo und der
hier gelegenen Sommerresidenz Aranjnez (aranchnes). — Nordwestlich von
Madrid in der Sierra de Guadarrama der ungeheure Klosterpalast Escorial.
5. Toledo (= erhabene Warte) am Tajo, alte Hauptstadt, mit ehemals
berühmter und auch jetzt noch ausgeübter Waffenschmiedekunst (Toledoklingen).
6. Almaden, wichtigstes Quecksilber- und Zinnoberbergwerk Europas.
7. Badajoz*) am Tajo, Grenzfestung gegenüber derportug. Festung Elvas.
Küftenstädte des nördlichen Randgebirges:
8. La Cornüa (korrunja), Haupthafen Galiziens; nahe dabei der Kriegs-
Hafen Ferröl.
9. Oviedo. landeinwärts, Mittelpunkt eines Bergbaugebiets mit Eisen-
und Steinkohlengruben.
10. Sautander, Hauptausfuhrhafen für eastilische Wolle, mit Wollspinne-
reien und Eisengießereien; in der Nähe Eisen- und Zinkminen.
11. Bilbao, Hanptansfnhrhafen für die Erze des Nordens; Festung.
Städte des Ebrobeckens und seiner Küste:
12. Zaragoza**) (ßaragoßa), zwischen Ebro und Kaiserkanal, mit be-
deutender Textilindustrie; Universität.
13. Barcelona am Mitlelmeer, erste See- und Handelsstadt Spaniens
und Hauptsitz der spanischen Industrie, besonders in Webwaren und Maschinen;
Universität.
Städte des südöstlichen Randgebirges und seiner Küste:
14. Valencia am Guadalaviar, im „maurischen Paradies", der schmalen,
sehr sorgfältig bewässerten und bebauten Küstenebene von Valencia. Hanptsitz
der Seidenfabrikation mit bedeutender Ausfuhr von Geweben, Eigarren, Süd-
fruchten; Universität.
15. Alieänte***), der „Hafen Madrids", mit dem es durch eine Elsen-
bahn verbunden ist.
16. Mnrcia, landeinwärts am Segura; Hauptort der spanischen Seiden-
indnstrie.
17. Eartagena, Hauptkriegshafen Spaniens, mit großartigen Docks und
Schiffswerften; au der Küste südwestlich von Eartagena ein wichtiger Bergbau-
distrikt (Eisen, Ziuk, Blei).
18. Grankda (= Stadt der Granaten) in der Sierra Nevada ans der
Hochebene gl. N., alter maurischer Königssitz mit der Alhambra (Abb. 32).
19. Malaga, industriereicher Ausfuhrhafen für Wein und Südfrüchte.
-- \
*) In der Nähe das Kloster San Juste, in dem Karl V. lebte und starb. Gedichte:
Der Pilgrim vor St. Just, von Platen, und Die Leiche zu St. Just, von A. Grün.
**) Verteidigung gegen die Franzosen (1808).
***) Südwestlich davon (bei Elche) die einzigen Dattelpalmenwälder Europas.
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Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Madrid Europas La_Cornüa Galiziens Oviedo Bilbao Barcelona Spaniens Valencia Guadalaviar Valencia Spaniens Sierra_Nevada Malaga Europas
— 337 —
Der Außenhandel vermittelt teils den Güteraustausch zwischen den
einzelnen Staaten, teils den Verkehr mit den außereuropäischen Erdteilen.
Ersterer bedient sich der großen festländischen Bahnlinien, teilweise auch der
Binnenschiffahrt (auf den Flußnetzen des Rheins, der Donau, dem deutsch-
französischen Kaualuetz) und der Küstenschiffahrt. Große Reedereien ohne
bedeutenden Eigenhandel besitzen Norwegen (Flotte an Schiffen und Touuen-
zahl größer als die des deutschen Reiches), Italien, Spanien, Dänemark.
— Der Welthandel Europas wird durch die große Küsteueutwickelung
unseres Erdteils sehr begünstigt. Die Oeeanseite ist der Mittelmeerseite be-
deutend überlegen; auf jener verkehren b/6l auf dieser nur der europäischen
Handelsflotten. Die Schiffstonnenzahl der europäischen Kauffahrteiflotte
(etwa 75 000 Fahrzeuge) beträgt das Dreifache aller außereuropäischen
Handelsflotten. Die Haupthäfen der Oeeanseite sind Riga, Stettin, Kopen-
Hägen, Hamburg, Bremen, London, Liverpool, Amsterdam, Rotterdam, Ant-
werpen, Havre, Bordeaux, Lissabon; an der Mittelmeerseite blühen Barcelona,
Marseille, Genua, Neapel, Trieft, Konstantinopel, Odessa. — Die ersten
Handelsstaaten Europas sind Großbritannien und die Niederlande (mit
bedeutendem, den Handel sehr begünstigendem Kolonialbesitz), das deutsche
Reich und Frankreich, dessen Handel durch Kolonialbesitz und seine Lage an
zwei Meeren unterstützt wird.
Welthandel und Weltverkehr.
§ 294. Der Welthandel vermittelt den Austausch der Güter zwischen
den Erdteilen und macht dadurch die Erde zu einem einzigen großen Wirt-
schastsgebiete, dessen einzelne Abteilungen durch Angebot und Nachfrage,
durch Produktion und Konsumtion in steter Wechselbeziehung stehen.
Dieser wirtschaftliche Verband ist ein so enger, daß jede Schwankung in der
Menge oder dem Preise wichtigerer Handelsartikel eines Gebietes andere
Länder in Mitleidenschaft zieht und auch dort Preisäuderungeu und Ver-
mehrnng oder Verminderung der Produktion hervorruft. So beeinflußt
z. B. eine größere oder geringere Kaffeeernte als die durchschnittliche in
Brasilien sofort den Kaffeepreis auf der ganzen Erde. Der Niedergang des
nordamerikanifchen Baumwollbaus wühreud des Krieges zwischen den Nord-
und Südstaaten der Union trieb die Baumwollproduktiou Ostindiens und
Ägyptens auf eine vorher nie erreichte Höhe. Diese Wechselbeziehungen sind
freilich fetten einfach und leicht zu durchschauen; meistens sind sie eben so ver-
wickelt, wie die Wege, welche der Kreislauf der Güter einschlägt. Selten
gelangt eine Ware aus erster oder zweiter Hand an den Ort ihrer Konsumtion,
und noch seltener läßt sich bestimmen, worin der eigentliche Gegenwert der
Ware bestand. „So bezahlt der Schwede auf laugem Umwege den Kaffee,
Brust und Berdrow, Lehrbuch der Geographie. 22
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Extrahierte Ortsnamen: Rheins Donau Norwegen Italien Spanien Dänemark Europas Riga Stettin Hamburg Bremen London Liverpool Amsterdam Rotterdam Bordeaux Lissabon Barcelona Marseille Genua Neapel Konstantinopel Odessa Europas Niederlande Frankreich Brasilien Baumwollproduktiou_Ostindiens
— 127 —
dustrie der Halbinsel ist erst in diesem Jahrhundert wieder etwas lebendiger
geworden. Sie fertigt aus einheimischen Rohstoffen Papier, Seide, Seife
(Olivenöl), Korken (Korkeiche)*), Mehl, aus eingeführter Baumwolle Gewebe,
aus dem Tabak der spanischen Kolonien Cigarren und Cigarretten. — Im
Handel, der gleich vielen Bergwerken und Bahnlinien namentlich in den
Händen Frankreichs und Englands liegt, überwiegt die Ausfuhr von Er-
Zeugnissen der Landwirtschaft (besonders Wein) und des Bergbaus die Ein-
fuhr, die hauptsächlich Steinkohlen, Holz, Maschinen, Baumwolle, Tabak und
Kolonialwaren bringt. Der Export nach dem deutschen Reiche (Südfrüchte,
Wein, Eisenerze, Quecksilber) ist bedeutender als die deutsche Einfuhr, die be-
sonders iu Spirituosen besteht.
Staaten, Verfassung, Wervohner itn6 Städte.
§ 89. Die Pyrenäen-Halbinsel enthält:
zwei konstitutionelle Erbkönigreiche (Spanien und Portugal),
eine Republik (Andorra)**),
eine englische Besitzung (Gibraltar). Die Halbinsel ist zwar Vjl0 mal
so groß wie das deutsche Reich, besitzt aber bei weitem nicht die Hälfte der
Bewohner desselben und ist deshalb schwach bevölkert, besonders Spanien.
In Spanien und Portugal teilen die Herrscher die gesetzgebende Gewalt
mit den Cortes (corte — Hof), die aus zwei Kammern bestehen. Die Be-
wohner sind Romanen und katholischer Konfession. In Andalusien lebt
etwa ^12 Million Zigeuner. Die Volksbildung des sehr verarmten***) Landes
steht auf niederer Stufe.
Städte der altcastilischen Hochebene:
1. Burgos, betreibt Wollhaudel, Woll- und Papierindustrie; Festung.
2. Valladolid (waljadolid) im Knotenpunkt der Verkehrsstraßen der
Hochebene, mit Papier- und Tuchfabriken; Universität. Hier starb Eolumbus.
3. Salamaneaf) (ßalanmnka), ehemals berühmte Universität.
Städte der neucaftilischen Hochebene:
4. Madrid am Manzanares, Haupt- und Residenzstadt von Spanien,
höchstliegende Großstadt Europas, größter Eisenbahnknoten mit wachsender
Handels- und Gewerbsthätigkeit; mit seiner Universität und vielen Kunstschätzen
*) Jährlich werden über 1900 Millionen Stück Pfropfen ausgeführt.
**) Die in einem Hochthale der Pyrenäen gelegene Hirten- und Bauernrepublik
Andorra, unter spanischem und französischem Protektorate, ist 452 qkm groß und zählt
6000 Einwohner.
"'**) „Viele Feste, viele Klöster, viele Mönche, viele Adelige, viele Arme zehrten bisher
an dem Mark des Landes."
f) Gedicht: Der Teufel in Salamanca, von Th. Körner.
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Extrahierte Personennamen: Wollhaudel Salamaneaf
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Englands Spanien Portugal Andorra Spanien Spanien Portugal Andalusien Burgos Valladolid Madrid Spanien Europas Bauernrepublik
Andorra Salamanca
— 129 —
Städte des andalufischen Tieflandes:
20. Cord ob a (kvrdowa) am Gnadalqnivir, früher ein Hauptsitz maurischer
Kultur, jetzt Fabrikstadt für Gold-, Silber- und Seidenwaren.
21. Sevilla (ßewilja), Sitz lebhafter Gewerb- und Handelsthätigkeit am
schiffbaren Gnadalqnivir. Größte Cigarrenfabrik Spaniens.
22. Jeres (cheres)*), bedeutend durch seinen Weinbau (Sherri).
23. Cadiz (kadiß), befestigter Kriegs- und Handelshafen Spaniens, be-
sonders für den Verkehr mit deu Kolonien.
24. Hnelva (nelwa), Hafenplatz eines riesigen Bergwerksbezirks, Aus-
fuhrhafeu für Kupfererze und Wein.
Städte der Westküste des Tafellandes:
25. Lisboa (Lissabon), an einer binnenseeartigen Ausweitung des Tejo
entzückend gelegen, Haupt- und Residenzstadt Portugals, eiuer der besten
Hafenplätze der Erde, Welthandelsstadt.
26. Porto an der Donromündnng, zweite Großstadt Portugals, wetteifert
mit der Hauptstadt im Handel, besonders mit Wein (Portwein), der Haupt-
sächlich nördlich vom Donro wächst. Hauptsitz der portugiesische« Industrie.
§ 90. Zu Spanien gehört das Königreich Mallorca (maljorka),
eine Inselgruppe des mittelländischen Meeres, bestehend aus den Pityüsen
(= Fichteninseln: Jbiza und Formentera) und Balekren (— Inseln der
Schleuderer: Mallorca und Minoren.**)
Zu Portugal rechnet man im atlantischen Ocean:
a) die Azoren (aßören), vulkanische Juselu mit Anbau von Mais,
Wein nn Südfrüchten;
b) die Madeira - Gruppe (madßra), mit Wein- und Zuckerrohr-
Pflanzungen; die Hauptiufel ist ein üppig bewachsenes, dicht bevölkertes
Vulkaneiland, Kurort für Brustkranke. Hauptvrt Fuuchal (süntschal), Ausfuhr
von Malvasier.
13. Die Apennin-Halbinsel.
Lcrge und Wegrenzung.
§ 91. Die Apennin-Halbinsel, die längste und schmälste der drei süd-
europäischen Halbinseln, bildet eine Landbrücke zwischen Mitteleuropa und
*) Bei Xeres de la Frontera schlug 711 d?r Feldherr der Mauren, Tank, die West-
goten und zerstörte dadurch ihr Reich.
**) Ebenso rechnet man zu Spanien die sog. Presidios an der gegenüberliegenden
marokkanischen Küste, Hafenorte oder Jnselsestungen, die Spanien seit dem 16. Jahrhundert
besetzt hielt, um seine Küste gegen marokkanische Seeräuber zu schützen. Am wichtigsten ist
das Gibraltar gegenüberliegende Centa (ße-nta).
Brust und Berdrow, Lehrbuch der Geographie. 9
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— 132 —
bis zur Südwestspitze durchzieht. Der uördliche Apennin umspannt anfangs
in niedriger Kette den Golf von Genua und schlägt dann die Richtung zum
adriatischeu Meer ein, allmählich ansteigend und im No. und Sw. von zwei
breiten Hügelvorländern begleitet. Der mittlere Apennin gipfelt an der
Ostseite der Halbinsel im erdbebenreichen Hochlande der Abruzzeu, wo sich
der Gran Sasso d'italia (der „Großfels Italiens") bis zur Höhe der
Zugspitz erhebt. Westlich von den Abruzzeu senkt sich der Apennin im be-
rühmten, Wald- und wasserreichen Sabinergebirge zur Tiberebene hinab.
Vom „Sporn" Italiens an, den der Monte Gargano ausfüllt, wendet sich
der Südapennin wieder zur Westküste zurück, an der er die große cam-
panische Ebene mit dem Vesuv, dem einzigen thätigen Vulkane des
europäischen Festlandes, freiläßt. Er endet in der „Stiefelspitze" der Halb-
insel (dem erdbebenreichen Calabrien, Kap Spartivento), während die „Ferse"
Italiens von einem Kreideplateau (die karstähnliche apulische Kreidetafel) aus-
gefüllt wird (Apulien, Kap di Leuca).
Die Entwässerung des Apennin findet größtenteils nach der West-
küste zu statt; hier durchströmen drei Hauptflüsse, Arno, Tiber und Volturuo,
drei Ebenen, die toskanische, die römische (Campagna) und die campanische.
Von der Arno- bis zur Volturuomüuduug ist die Westküste flach, hafenlos
und versumpft.
d) Eine Anzahl Inseln sind der Westküste vorgelagert, vor allem Elba
und (vor dem Golf von Neapel) Jschia und Eapri. Außerdem gehören
znr Halbinsel die beiden großen Inseln Sieilien und Sardinien. Sieilien,
im Altertume die Kornkammer Roms, ein dreieckiges Gebirgsland von der
Größe der Provinz Westpreußeu, wird sehr häufig von Erdbeben erschüttert
und besitzt im Ätna (3300 in) den höchsten Berg und den berühmtesten Vulkan
Italiens. An der Nordküste der Insel liegen die liparifchen Inseln mit
dem seit 3000 Jahren ununterbrochen thätigen Jnselvnlkan Stromboll. —
Sardinien, fast ebenso groß wie Sieilien, wird von mehreren, durch tiefe
Thäler getrennten Berggruppen eingenommen, die nur halb so hoch und bei
weitem nicht so Wasser- und waldreich sind wie die des benachbarten Eorsica.
e) Das Klima Italiens ist durch gleichmäßige Wärme und Niederschläge
in hohem Grade begünstigt, leidet aber in vielen Gegenden unter den Dünsten
der sumpfigen Fluß- und Küstenniederungen, die das Malariafieber erzeugen.
(Von den 69 Provinzen sind nur sechs völlig malariafrei, 29 leiden schwer
unter dieser furchtbaren Pest.)
Krrverbsquetten.
§ 93, Der Ackerbau, begünstigt durch das fruchtbare Schwemmland
der Ebenen und den ebenso ertragsfähigen verwitterten vulkanischen Boden,
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bildet die erste Erwerbsquelle Italiens. Weizen, Mais, Reis sind seine
Haupterzeugnisse. Dazu kommt hochentwickelter Gartenbau und eine in
Europa einzig dastehende Baumzucht, deren Erzeugnisse, Südfrüchte, Olivenöl
und Wein, die bedeutendsten Ausfuhrartikel bilden. Hinsichtlich der mit
Wein bebauten Fläche steht Italien in Europa an erster Stelle. Die Vieh-
zucht steht nur in der Lombardei auf hoher Stufe (Rinderzucht, Ochseu und
Büffel als Zugtiere). Von höchster Wichtigkeit ist dagegen die Seidenraupen-
zucht, iu der Italien innerhalb Europas von keinem Lande, außerhalb des
Erdteils nur von China übertroffen wird. Die Fischerei erstreckt sich auf
Sardellen, Makrelen, Thunfische, Austern und Korallen. — Bergbau wird
aus Mangel an Bodenschützen sehr wenig betrieben. Reich ist Italien an
Eisen (Elba, lombardische Alpen, Südwestsardinien) und Schwefel (Mitte und
Südküfte Sieiliens); an Schwefelreichtum ist es das erste Land der Erde.
Außerdem werden Kupfer, Quecksilber und andere Erze in kleineren Mengen
gewonnen. Dagegen mangelt Steinkohle gänzlich, und das ist der Grund,
weshalb eiue eigentliche Großindustrie in Italien fehlt. Die Gewerbthätig-
keit erstreckt sich auf Verarbeitung der Seide und der Baumwolle zu Geweben,
anf Strohflechterei (Florentiner Strohhüte) und auf die Verarbeitung des
Eisens unter Zuhilfenahme der Wasserkräfte. Der Handel, durch die Lage
Italiens zwischen den beiden Mittelmeerbecken und zwischen zwei Erdteilen in
hohem Maße begünstigt, ist trotzdem infolge der Armut des Landes nicht be-
deutend. Hauptverkehrsländer sind die drei Nachbarstaaten, während der
Handel mit Deutschland, aus dem Italien Kohlen, Eisenwaren und Maschinen
bezieht, erst im Aufschwung begriffen ist. Die Ausfuhr umfaßt Wein, Süd-
früchte, Seide, Öl, Korallen-, Marmor- und Glaswaren, Strohgeflechte, die
Einfuhr Kolonialwaren, Getreide, Webwaren und Maschinen.
Staaten, We^fcrssung, Wewohner und Ktcrbte.
§ 94-» Die Apennin-Halbinsel enthält:
ein konstitutionelles Erbkönigreich (Italien) und
eine Republik (San Marino).*)
Das Königreich Italien ist etwas größer als das halbe deutsche Reich
und wenig kleiner als das britische Jnselreich; auch bleibt es an Bevölkernngs-
dichtigkeit wenig hinter letzterem zurück. Die zu derselben Zeit wie das deutsche
Reich endgiltig geeinte Monarchie hat 2 Kammern (Senat und Deputierten'
kammer). Die sehr arbeitsame und bedürfnislose Bevölkerung ist romanischen
*) San Marino, gegründet von den» Einsiedler Marinus im 4. Jahrhundert auf
einer Anhöhe im mittleren Italien, ist der älteste Staat in Europa und steht unter dem
Protektorate Italiens. Die Republik ist 59 qkm groß und hat 8000 Einwohner.
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Extrahierte Ortsnamen: Italiens Europa Italien Europas China Italien Elba Sieiliens Italien Italiens Deutschland Italien Italien San_Marino Italien San_Marino Italien Europa Italiens
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Extrahierte Personennamen: Breseia Legnago Piaeenza Marius Marius Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Karl_V. Karl_V. Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Andreas_Hofer Mosen
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9. Modena, Seidenweberei und Darmsaitenfabrik. Westl. davon Canossa.
10. Bologna (bolönja), wichtige Handelsstadt an der über den Apennin
nach der Arnoebene führenden Straße, daher als Schlüssel Mittelitaliens starke
Festung. Fabriken für Seiden- und Sammetwaren, künstliche Blumen, Maea-
ronis und Salamiwurst. Älteste Universität Italiens.
11. Ancona, vorzügliche Seesestnng, Jndustrieort für Schiffsbau und
Schiffsbedarf. Verkehr mit der Balkanhalbinsel und dem Orient.
Küsten- und Flachlandftädte am Südrande des Nordapennin:
12. Gennas, erste See- und Handelsstadt Italiens mit großem See-
arsenal und Dampferverbindung nach allen wichtigen Mittelmeerhäfen und
vielen überseeischen Häfen. Endpunkt der Gotthardbahn, Hauptort für Korallen-
waren.
13. Spezia, größter Kriegshafen Italiens. In der Nähe Carrkra, Haupt-
sitz der Marmorgewinnung.
14. Livorno, Hafenstadt der toskanischen Ebene mit großen Schiffs-
werften und Marmor-, Alabaster- und Korallenindustrie.
15. Pisa^*) am Arno, in der Nähe heiße Bäder und Quecksilbergrnben.
Berühmter Dom, schiefer Turm. Universität.
16. Florenz^) am Arno, genau südlich von Bologna, mit dem es durch
die Apenninbahn verbunden ist, zeitweilige Hauptstadt des Königreichs, reich
an Kunstschätzen. Bedeutend in Seidenmanufaktur, Strohflechterei, Marmor-
und Alabasterarbeiten.
Großstädte der römischen und der eampanischen Ebene:
17. Rom, Hauptstadt Italiens, Residenz des Königs (Qnirinal) und des
Papstes (Vatikan), Mittelpunkt der katholischen Welt und ehemals Hauptstadt des
römischen Weltreiches (s. Abb. 34). Die „ewige Stadt", voll vou Bauwerken und
Kunstschätzen des Altertums, des Mittelalters und der Renaissance (Kolosseum,
Pautheou, Engelsburg, Peterskirche, vatikanisches Museum), Schauplatz der
Thätigkeit eines Raffael und Michelangelo und deshalb noch jetzt Sammelplatz
der Künstler und Kunstfreunde. — Industrie und Handel sind im Aufblühen
begriffen, besonders die Kunstindustrie. Durch starke Forts geschützt; Uuiversi-
tät. — In der Umgegend die im Besitz weniger Großgrundbesitzer und Pächter
befindliche Campagna (kampanja), eine tote, entvölkerte Steppe, ehemals ein
blühendes Fruchtgefilde, die fieberhaucheudeu pontinischen Sümpfe und das kleine
*) Genua („die Prächtige"), amphitheatralisch erbaut, hat schmale Straßen und hohe
Häuser (oft 8 Stockwerke). Im Mittelalter Republik mit bedeutendem Handel. — An der
nach Frankreich führenden Küstenbahn San Remo, Kurort.
**) Konzil i. I. 1409.
***) Ged.: Der Löwe von Florenz, von Bernhardi.
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Extrahierte Personennamen: Arno Arno Michelangelo Bernhardi